Archive for the ‘Gedanken’ Category

Auf zu neuen Ufern

Liebe Leser,

drei Jahre lang habe ich hier geschrieben. Über selbstgemachte Salben und Reiniger, über Müllreduzierung, Inhaltsstoffe und Alternativen. Ich habe mich mal politisch, mal philosophisch, mal minimalistisch geäußert und im letzten Jahr über eine Million Klicks auf meinem Blog gehabt.

Ulrich Matthes sagte mal in einem Interview, die Menschen hätten Sehnsucht nach etwas „Fachwerk-Artigem“. Das scheint auch hier zuzutreffen. Viele von euch haben kommentiert, man unterhielt sich hier, tauschte sich aus, eine fast nachbarshaftliche Atmosphäre herrschte hier auf dieser Plattform, als würde man über eine Hecke hinweg miteinander plaudern. Das fand ich immer sehr bereichernd.

Ich spreche hier in der Vergangenheitsform. Irritierend, auch für mich. Ich habe die Zeit sehr genossen, habe viel gelernt, was  ich nicht zuletzt euch Lesern zu verdanken habe.

Doch die Zeit ist vorbei. Ich habe mitunter das Gefühl, eine sehr alternative Ausbildung gerade abgeschlossen zu haben. Ich möchte nichts mehr bezwecken mit diesem Blog, meine Ziele sind erreicht. Ich möchte aus diesen ganzen Themen hier weder Profit schlagen noch meine Anonymität aufgeben. Ich freue mich, dass ich so viele von euch begleiten konnte, wie ihr mich. Dass ich Impulse setzen konnte, Anregungen schaffen, helfen und unterstützen konnte.

Um die Frage vorweg zu nehmen: wir bleiben bei diesem Lebensstil und finden ihn ungemein bereichernd, doch die Auseinandersetzung damit ist nicht mehr vordergründig, sonder alltäglich geworden. Prioritäten haben sich verschoben, Horizonte erweitert, Träume sind in Erfüllung gegangen.

Ich könnte auf dieser Seite noch eine Million oder auch zwei Millionen Posts schreiben, doch ich werde sie in diesem Ist-Zustand belassen. Vielleicht lösche ich sie auch irgendwann, das kann ich noch nicht sagen. Speichert also zur Sicherheit eure Lieblingsrezepte ab, sei es für Sonnencreme, Wimperntusche, Schokolade, Badebomben oder Schrundensalbe.

Alles Gute euch!

– Eure Langsamerleben-Schreiberin

Kleiner Becher, große Wirkung

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Hättest du gewusst, dass im Durchschnitt 320.000 Einweg-Kaffeebecher pro Stunde in Deutschland entsorgt werden? (Quelle). Ich finde das ganz schön gruselig. Was das für Energie, Ressourcen, Logistik, Umwelt, Wirtschaft und letztenendes den Verbraucher an Belastungen mit sich bringt, kann man sich wohl kaum vorstellen.

Zurück zum Mehrwegbecher! Und das nicht nur für Kaffee. Bedenkt die Papp- oder Plastikbecher an Wasserspendern, am Imbiss, auf Grillfesten, im Flugzeug. Wer da einen eigenen Becher parat hat, spart eine Menge Müll und Konsequenzen. Dieser kleine Edelstahlbecher ist immer in meinem Rucksack zu finden und hat sich schon vielfach bewährt. Kann ja auch ein Thermosbecher sein, oder einfach eine leere Flasche. Wer fragende Blicke erntet, sollte sich nicht einschüchtern lassen. Ist ja nichts Schlimmes dabei, und vielleicht kommt so der ein oder andere unwissende Verbraucher auch mal auf Themen wie Müllvermeidung und Plastikfasten, der sich bisher keinerlei Gedanken dazu gemacht hat.

Verpackungsfreie Läden im deutschsprachigen Raum: 2016

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Liebe Leser! Ihr seht hier ein Foto aus dem noch ziemlich neuen Laden „Unverpackt Trier“. Ich bin persönlich noch nicht dort gewesen, er muss aber herrlich sein (und fotogen noch dazu). Unverpacktläden sprießen gerade wie Pilze aus der Erde. Und es ist endlich mal ein Trend, den ich gutheißen kann.

Auf der Suche nach einer aktuellen Auflistung von verpackungsfreien Läden im deutschsprachigem Raum habe ich nicht ganz gefunden, was ich wollte. Bei Wasteland Rebel gibt es zwar eine Sammlung von Einkaufsmöglichkeiten für Müllvermeider – danke dafür! – ich fand sie aber leider etwas unübersichtlich, weil dort auch Wochenmärkte, Lushfilialen und dergleichen aufgelistet sind. Ausserdem fehlten einige Läden. So hab mich mal ans Anfertigen einer eigenen Liste gemacht. Vielleicht hilft sie euch ja weiter. Wer noch nicht weiß, was ein verpackungsfreier Laden ist und zu was der gut sein soll, dem empfehle ich diesen NABU-Artikel (und Jute statt Plastik).

Wer keinen entsprechenden Laden in seiner Nähe hat und trotzdem müllfrei bzw. müllreduziert einkaufen möchte: no worries. In jedem Ort findet ihr unverpackte Lebensmittel – fragt mal im Teeladen, im Süßwarengeschäft, in der Kaffeerösterei, beim Gemüsehändler, beim Bäcker, beim Fleischer, im Feinkostladen, an der Käsetheke, in der Apotheke. Jede vermiedene Verpackung zählt und es gibt längst nicht überall ganze Läden ohne Verpackung.

Es gibt (noch) keine verpackungsfreie Ladenkette. Fürs Sortiment bedeutet das: in jedem Laden werden andere Schwerpunkte gesetzt, die Preise variieren von Geschäft zu Geschäft stark und das Angebot fällt mitunter sehr unterschiedlich aus. Ich habe bei meiner Recherche gestaunt, dass manch ein kleiner Ort schon einen verpackungsfreien Laden hat, dafür Großstädte wie Düsseldorf, Bremen oder Essen gar nicht. Das liegt wohl auch daran, dass das Unverpacktkonzept erst jetzt (wieder) zum Thema wird und sich immer Einzelkämpfer um eine Ladeneröffnung bemühen (in Mönchengladbach hat man für das Lädchen extra einen Verein gegründet, find ich klasse!). Einige Läden auf dieser Liste sind noch im Aufbau, Unterstützen lohnt sich.

Wir lieben jedenfalls „unseren“ nächstliegenden Laden und wollen ihn nicht mehr missen. Einkaufen ist jetzt viel persönlicher, entspannter und auch schneller geworden und preislich gibt es keinen Unterschied zu vorher. Kein Überangebot, nur hochwertige, leckere Lebensmittel (hauptsächlich biologisch, saisonal und regional) und ein offenes Ohr für Vorschläge, was das Sortiment angeht. Ganz abgesehen davon, dass wir mittlerweile unseren gelben Sack von „relativ wenig“ auf „gleich null“ befüllen, weniger Altglas und Altpapier sich stapeln und damit dieses lästige sich-um-Mülltonnen-kümmern wegfällt. Zero Waste? Noch nicht ganz. Aber wir arbeiten daran. Mit Freude, Neugier und selbstgemachter Sonnencreme.

Genug geplaudert! Hier die versprochene Liste:

Augsburg: Rutanatur

Bamberg: Unverpackt Bamberg

Berlin: Original-Unverpackt und Kiezwagen Blank

Bonn: Freikost Deinet

Bozen: NOVO

Dresden: Lose Dresden

Erfurt: Louise genießt

Freiburg: Glaskiste – natürlich unverpackt

Graz: Das Gramm

Hamburg: Twelve Monkeys (fast verpackungsfrei)

Hannover: Edel Unverpackt und LoLa

Heidelberg: Annas Unverpacktes

Heidelberg: Appel Un‘ Ei

Innsbruck: Liebe und Lose

Karlsruhe: Unverpackt

Kiel: Unverpackt Kiel

Köln: Tante Olga Und Zero Waste Laden (Onlineshop) mit Möglichkeit zur Selbstabholung. Geplant war ausserdem ein größerer Laden, Tuetenlos – was ist eigentlich daraus geworden?

Leipzig: Echt Unverpackt und Einfach Unverpackt

Linz: Holis Market

Mainz: Unverpackt Mainz

Mönchengladbach: Tante LeMi

München: Naturlieferant und Ohne

Münster: Natürlich Unverpackt und EINZELHANDEL – ZUM WOHLFÜLLEN

Passau: Unverpackt Passau

Recklinghausen: Tante Trine

Saarbrücken: Unverpackt Saar

Schwäbisch Gmünd: Regional und Unverpackt

Stuttgart: Schüttgut

Trier: Unverpackt Trier

Vorarlberg: Frida Bio

Wien: Lunzers Maß-Greißlerei

Wiesbaden: Bio Unverpackt und Fairpackt

 

In der Schweiz sind laut diesem Artikel in Basel und Zürich Läden geplant, weiß einer von euch Näheres dazu?

Kennt ihr noch weitere Läden, die komplett müllfrei Lebensmittel verkaufen? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen!

Grillkohle ade!

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Lange ist es her, da standen wir in Berlin mit Freunden und unseren beiden WG-Mitbewohnern im Garten und grillten irgendwas vor uns hin. Die Grillkohle hatten unsere Mitbewohner besorgt und freuten sich über die großen Kohlebrocken und den ungewöhnlichen Geruch. Zumindest so lange, bis wir einen Blick auf die Packung warfen und klar wurde, dass es sich ganz sicher nicht um Buchenholzkohle handelte. Sie hatten ganz unbekümmert nach dem großen billigen Sack Grillkohle gegriffen und dabei nicht gesehen, dass das Holz südamerikanischen Ursprungs war und wir höchstwahrscheinlich Tropenholz auf dem Grill zu liegen hatten. Hier ein interessanter Artikel des NABU zu dieser leider allzu häufigen Problematik.

Was tun stattdessen? Grillkohle aus Deutschland kaufen? Ich finde es schade, wenn Bäume nur dazu angebaut und abgeholzt werden, um anschließend verkohlt, verpackt, teuer verkauft und dann verbrannt zu werden. Was für ein Aufwand! Andererseits ist es aber sehr gemütlich, draussen zu sitzen und das Essen in geselliger Runde vor sich hinbrutzeln zu lassen.

Wie so häufig war es nicht weiter schwer die Kohleproblematik zu umgehen als wir beschlossen, das Nächstliegende zu tun. Nicht etwa auf die kulinarischen Genüsse zu verzichten, sondern gelegentlich den dreibeinigen Schwenkgrill vom Nachbarn zu leihen und auf den glühenden Kohlen vom heruntergebrannten Holzfeuer über der Feuerschale zu grillen. So sparen wir uns auch den Grillapparat.

Grillkohle wird zwar heißer und brennt länger als Feuerholz, dafür entsteht mit Holz kein Abfall (über die Asche freuen sich die Rosen) und die Ökobilanz sowie die Kosten sind gleich null. Da mein Mann gelegentlich für Nachbarn oder Freunde Bäume fällt und dafür oft das so entstandene Holz behalten darf, trocknen große Mengen Feuerholz im Keller vor sich hin und warten auf ihren Einsatz. So hat jeder etwas davon, auch die Umwelt.

Integration: ein schwieriger Begriff

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Neulich hatten wir draussen am Feuer ein angeregtes Abendgespräch mit Freunden und Verwandten, dessen Thematik ich hier gern nochmal aufgreifen möchte. Es ging um die allgegenwärtige Integration; dabei kam die Frage auf, ob es nicht schon an der Begrifflichkeit scheitern würde.

Ist Integration nicht gleich Assimilation, also mehr eine Art „Werte-Überstülpung“ als der Versuch, gemeinsame Werte zu finden und zu stärken? Welche Normen vermitteln wir eigentlich als Gesellschaft? Sind wirklich alle Deutschen so „angepasst“, wie wir es von Ausländern hier erwarten? Gelten etwa unsere Punks auch als „integriert“? Würden wir deutschen Staatsbürger wirklich alle einen Einbürgerungstest bestehen? Wie können wir erwarten, eine multikulturelle Wertegesellschaft nur auf unseren eigenen Grundsätzen aufzubauen – ist das nicht furchtbar wiedersprüchlich?

Fragen über Fragen. Die Antworten sind vielleicht eher in der Menschlichkeit zu suchen als in Politik und Paragraphen, eher in der Diskussion als in irgendwelchen aufgesetzten Normvorstellungen, denen letztenendes keiner genau entspricht.

Jede Kultur, Gesellschaft und politische Struktur hat seine Nachteile – erst recht wenn Gewalt herrscht, Verfolgung, Unterdrückung, Diktatur. Doch wenn ich mir vorstelle, ich käme nach erheblichen Verlusten und Strapazen als Flüchtling in die Fremde, so würde ich doch gern die schönen Erinnerungen an die Heimat durch Sprache, Musik, Religion, Kleidung, Literatur und Kunst ausleben dürfen, ohne dabei schief angesehen oder gar eines „Besseren“ belehrt zu werden. Die Fliehenden haben doch schon genug verloren, lasst ihnen doch wenigstens ein Stückchen Identität, etwas Würde!

Beim Gespräch waren auch ehemalige DDR-Bürger anwesend; diese haben sich – teils als Ausreisende, teils erst nach dem Mauerfall – an die Gepflogenheiten und Gegebenheiten im Westen angepasst. Dabei wurde der Mehrwert der bisherigen Kultur und Vorstellungen der „Ossis“ zum Großteil nicht in Frage gestellt (was für manche mehr, für andere weniger ein Problem darstellte). Ich habe selber schon mehrfach den Kontinent gewechselt, habe mich sehr unterschiedlichen Strukturen anpassen müssen (und ich spreche hier nicht von Urlaubsreisen, sondern von mehrjährigen Angelegenheiten) und weiß, dass es manchmal arg befremdlich sein kann, Gegebenes einfach akzeptieren zu müssen, wenn man vielleicht noch andere Erfahrungen und Wertvorstellungen im Gepäck hat. Ich will sagen: solche Erfahrungen haben viele gemacht, sie sind nicht neu in der Geschichte und können in einem gewissen Rahmen jeden betreffen. Das muss man sich immer wieder vorhalten. Es ist ausserdem nicht an uns, die Menschen in „wertvoll“ und „weniger wertvoll“ zu unterteilen und erst recht nicht die ganz weit unten Stehenden auch noch mit Füßen zu treten. Da landet man doch sehr schnell bei George Orwell: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher“.

Sicherlich gibt es keine Lösung des Problems, welche wirklich alle berücksichtigen kann. Das wäre nicht nur utopisch, sondern auch extrem konfus. Es ist ja gut, dass es auch hier länderspezifische Strukturen gibt, an denen man sich orientieren kann. Damit ein friedliches Zusammenleben und ein interkultureller Austausch überhaupt möglich ist, finde ich gerade die gemeinsame Sprache und ein paar gesellschaftliche Grundpfeiler sehr wichtig. Doch wenn es niemandem schadet, bin ich für ein wenig mehr Individualismus und Respekt und weniger Bürokratie im Alltag. Im übrigen auch dann, wenn es die Flüchtlingsthematik gerade gar nicht gäbe.

Wie immer freue ich mich über eure Erfahrungen und Gedanken in den Kommentaren!

Kann ich bei dir bestellen?

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Es kommt immer wieder vor, dass Leser nach Pröbchen von Salben, Cremes, Ölen oder soetwas fragen. Manchmal sind es richtige Bestellungen, die da aufgegeben werden wollen. Das finde ich zwar rührend, aber ich verkaufe hier nichts.

Dies ist kein kommerzieller Blog. Ich schreibe hier mal täglich, mal nur alle paar Monate etwas rein, wie es gerade in meinen beruflichen und familiären Alltag passt. Ich teile meine Ideen und Erfahrungen hier und freue mich über den so enstandenen regen Austausch mit euch Lesern, mehr nicht.

Ein kleiner Trost sei noch gegeben: meine Anleitungen sind eigentlich immer einfach genug, dass jeder ohne großen Aufwand  mal etwas ausprobieren kann – versucht euch doch mal selbst in der Hexenküche. Nix für ungut!

 

Ich stehe nicht dahinter!

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Ich freue mich sehr, das dieser Blog den ein oder anderen interessierten Leser gefunden hat, eifrig kommentiert wird und die Beiträge manchmal sogar auf anderen Blogs verlinkt werden.

Häufiger stutzt ihr allerdings, auf was für Seiten man gerät, wenn man mal schaut, wer etwa die „reblog“ Funktion genutzt hat. Es gibt schon erstaunlich viel Hass und Hetze da draussen. Da ist manch einer sicher irritiert – gerade die, welche mein politisches Statement (schaut mal hier) schonmal gelesen haben.

Ich kann nicht unterbinden, wer meine Inhalte in welchem Zusammenhang irgendwo hochlädt oder weiterverbreitet. Ich kann nur immer wieder sagen: mich stört und verwundert dieser Umgang mit meinem friedlichen kleinen Blog. Vielleicht muss er ja ein wenig politscher werden, obwohl ich das nie vorhatte. Ich schaue ganz gern über meinen Tellerrand und berichte euch davon. Die Verbreitung von rechten, weltfremden Gruselideologien möchte ich damit keinesfalls unterstützen.

Wie würdet ihr an meiner Stelle handeln? Hat von euch schon jemand ähnliche Erfahrungen mit dem eigenen Blog gemacht? Vielleicht seid ihr da ja klüger als ich.

Hühner hinterm Haus

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Darf ich vorstellen: dies ist Henrietta. Sie wohnt seit einem dreiviertel Jahr mit drei weiteren Hühnern in einem circa 20 Quadratmeter großen Auslauf bei uns im Garten. Die Mädels fühlen sich sichtlich wohl bei uns, bekommen sie doch täglich hochwertiges Biofutter, Obst und viel Grünzeug aus dem Garten. Ausserdem haben sie einen geräumigen Stall mit Legeboxen, Kotbrett und Schlafstangen, der jeden Morgen einmal sauber gemacht wird und im Winter sogar eine Zeitschaltuhr hat, damit die Damen Abends noch lange genug wach sind, um zu stricken und dreckige Witze zu erzählen in Ruhe bei Licht ihr Abendbrot zu essen. Möglichst häufig lassen wir sie aus dem Gehege raus, damit sie die ganzen 800 Quadratmeter Garten unsicher machen können (gerade jetzt bei frischer Saat ist das allerdings etwas ungünstig). Wenn schon Hühner halten, dann richtig, dachten wir uns. So bekommen wir täglich frische Eier und ein bisschen gutes Karma.

Vor der Anschaffung haben wir uns lange mit verschiedenen Hühnerrassen auseinandergesetzt (Sperber und Vorwerkhühner finde ich ja besonders nett), dann überraschte uns eine meiner Arbeitskolleginnen mit den Worten „ich möchte euch Hühner schenken“, und schon fanden wir uns mit vier ganz unterschiedlich bunten Junghennen, alles Hybriden, im Auto wieder. Die Hühner haben wir bei einem Landwirt bekommen, der schon bestimmt 30 Jahre die Hühnerzucht betreibt und hin und wieder anruft um zu erfahren, wie es den Tieren so geht (zu Besuch war er auch schon, und ganz verzückt).

Was die Hühnerhaltung selber angeht, möchte ich hier nicht lange herumschwadronieren. Dank dem lesenswerten Blog www.fresheggsdaily.com, bei dem es um die natürliche Hühnerhaltung geht, sind wir ganz gut gewappnet. Warum Apfelessig ins Trinkwasser sollte, warum Oregano und Knoblauch den Hühnern gut tun und was es mit dem Kieselgur so auf sich hat, könnt ihr da unter anderem nachlesen. Die Seite ist allerdings auf Englisch.

Warum wir Hühner halten? Ich bin als Kind schon mit hofeigenen Hühnern umhergelaufen. Die Eier sind ne Wucht, wenn auch nicht günstiger zu bekommen als im Laden. Gerade, wenn es kleine verwöhnte umsorgte Biester sind wie unsere vier. Es ist mehr eine Sache der Geselligkeit. Wer Hühner hält, wird bestätigen können: besonders intelligent sind sie nicht unbedingt, haben aber einen äußerst hohen Unterhaltungswert und einen unübertreffbaren Charme. Charakter hat jedes Huhn allemal. Damit schätzen wir auch unser Essen wieder mehr, weil doch so ein Hühnerei schon fast einen gewissen sentimentalen Wert hat, wenn es aus dem eigenen Garten kommt. Raritäten gibt es darunter auch gelegentlich. Manche Eier sind nur so groß wie Murmeln, andere haben zwei Dotter. Es sind eben keine genormten Supermarkteier.

Irgendwann haben wir vor, ein Huhn der Inititative „Rettet das Huhn“ in die Hühnerfamilie zu integrieren und den Auslauf zu vergrößern. Die Inititative vermittelt ausgediente Legehennen aus Massentierhaltungen. Da diese Hennen aber größtenteils kahl, traumatisiert und von sämtlichen Umwelteinflüssen überfordert vermittelt werden und wir dafür etwas mehr Ruhe brauchen, als wir derzeit bieten können, wird es zunächst bei den vier Damen bleiben.

Ich warte nicht mehr!

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„Durchschnittlich 374 Tage seines Lebens verbringt der Mensch mit Warten.“ – Quelle

Der Titel dieses Posts ist zugegebenermaßen etwas voreilig formuliert worden. Natürlich warte ich noch. Warten, bis die Ampel grün wird. Warten, bis der Toast endlich dem Toaster entspringt (und man singen kann „Es ist ein Toast entsprungen aus einem Toaster zart“). Davon ist hier nicht unbedingt die Rede.

Ich meine diese lästigen Wartezeiten beim Arzt, auf den Bus, bei Bahnfahrten, auf ein Arbeitstreffen. Eine ehemalige Schulkameradin sagte mir einst, sie beneide Raucher manchmal um den Zeitvertreib des Zigarette ansteckens. Wie traurig.

Ich habe das aktive Warten für mich entdeckt, oder wie man das nennen mag. Einer meiner Kollegen hatte früher für jeden Stau oder noch so kleine Stockung des Verkehrs als Autofahrer sein Hümmelchen im Handschuhfach, aber man muss ja nicht gleich Dudelsack spielen. Das Handy herausnehmen und damit herum zu daddeln ist aber wenig produktiv und so zeitgeisthaft. Was ich gern mache:

  • Lesen oder ein Hörspiel hören
  • Freundlich aussehende Menschen in Gespräche verwickeln
  • Zeichnen
  • Briefe oder Postkarten schreiben
  • Stricken, Häkeln oder Sticken (im Moment stricke ich oben abgebildeten Schlafsack aus dem netten Buch „Niedliche Maschen für die Kleinsten“).

So muss man zwar noch immer genau so viel warten, man hat aber was davon (und meinerseiner wird nicht mehr so schnell ungeduldig). Irgendwas habe ich immer parat, damit ich im Ernstfall nicht auf die Boulevardpresse vom Wartezimmertisch angewiesen bin (schauder und grusel). Was sind eure Überlebensstrategien, wenn es mal etwas länger dauert?

Wie haltet ihr’s mit den Genussmitteln?

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Einer unserer Nachbarn sagte einmal zu mir: „Ihr trinkt nicht, ihr raucht nicht, ihr kifft nicht – was macht ihr eigentlich?“ damals wusste ich nur zu antworten: „Musik hören?“.

Aber eigentlich haben wir ein paar mehr Genussmittel parat. Im Schnitt steht zwar von oben genannten Dingen aus Geschmacks- und Geselligkeitsgründen alle vier Wochen für mich ein Glas Wein, ein Gläschen schöner Whiskey für meinen Mann auf dem Tisch (es verlangt uns einfach nicht häufiger danach), doch vor allem sind Genussmittel für uns etwas anderes.

Kaffee (im Bild: meine Kaffeemaschine), Tee, Schokolade, Zucker, Fleisch und Obst von weither genießen wir bewusst und in Maßen. Zugegeben, das sind laut heutiger Standards keine Genussmittel mehr, aber es ist doch eigentlich eine ziemlich traurige Sache, dass so vieles keinen „Wert“ mehr hat, was früher als Kostbarkeit galt und etwa in Anbau, Herstellung, Transport und Logistik noch immer viele Ressourcen verschlingt.

Was sind also unsere Genussmittel? Gutes, vollwertiges Essen,  viel Besuch, Musik hören oder machen, Kunst und Kultur genießen. Ausflüge mit der Familie wie wandern gehen, schwimmen, Fahrrad fahren, ausreiten, liebe Menschen besuchen, das sind auch Genussmittel. Aber auch der Alltag: es sich zuhause schön machen, bei Hühnergesang im Garten rumrödeln, auf der Arbeit mal wieder eine Mammutaufgabe gelöst zu haben oder einfach zusammen ein Puzzle am Esstisch machen und Hörspiele hören. Auch Entspannungsmomente alleine wie ein Vollbad nehmen, in der Sonne sitzen, mit Freunden telefonieren, lesen oder barfuß durch die Welt gehen bringen viel Genuss mit sich und geben das Gefühl von Urlaub im Alltag (und sei es nur für 5 Minuten).

Ich brauche dafür kein Alkohol oder sonstige Substanzen. Ganz im Gegenteil, würde ich die kleinen Dinge dann noch so wahrnehmen und genießen können? Wohl kaum. Genuss ist doch vor allem eine Lebenseinstellung, nicht?