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Ist dieser Lebensstil nicht sehr kostspielig?

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Bei dieser Frage muss ich immer etwas schmunzeln. Sie wurde uns schon häufig gestellt, dabei keimte dieser ganze Umbruch auf einem wirtschaftlich gesehen so mageren Boden, dass uns kaum was anderes übrig blieb. Auf gewisse Dinge verzichten, umdenken, hinterfragen, umrüsten: das kostet vor allem Zeit und Zuversicht. Manches hat sich auch gar nicht verändert. Vielleicht kommen wir in diesem Blog manchmal etwas „radikal“ rüber, aber im Grunde genommen sind wir eine ganz normale Familie, die sich ihren Weg sucht (und dabei nicht immer so konsequent ist, wie sie gern wäre).

Trotzdem: durch unsere Umstrukturierung haben wir ein großes Plus an Lebensqualität gewonnen, was vielleicht als kostspielig wahrgenommen wird. Viele Bio-Lebensmittel, wenn längst nicht alle; Haus mit großem Garten; teils teure Neuanschaffungen. Im Endeffekt sparen wir aber viel Geld, weil wir viel Gebrauchtes nutzen. Sperrmüll oder selber bauen statt Ikea, Second-Hand-Laden oder selber nähen statt H&M, selber kochen statt essen gehen (was wir zwar machen, aber sehr selten). Neu kaufen tun wir die Dinge, die wir gebraucht nicht finden, die eine gewisse Qualität haben und die wir auch reparieren können, sollte mal etwas damit sein. So sparen wir im Endeffekt auch wieder einiges.

Wenn wir plötzlich zu Geld kämen, würden wir vermutlich lieben Menschen finanziell unter die Arme greifen, unser Mietshaus kaufen, konkret über Adoption oder Pflegekinder nachdenken, die Jugendstilstühle neu bepolstern lassen, reisen, eine Sauna in den Garten setzen, einen Imkerkurs machen und Bienen anschaffen, den Dachboden ausbauen, ein anderes Auto besorgen und einen Hund in die Familie integrieren.

Aber ganz ehrlich – bis hierhin haben wir es auch ohne großes Geld geschafft. Da bin ich stolz drauf und habe langsam das Gefühl: wenn es uns wichtig ist, schaffen wir den „Rest“ auch noch locker.

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Angebot und Nachfrage

Wer kauft, hat eine Wahl getroffen. Wer kauft, unterstützt Produzenten, Verkäufer, Zwischenhändler, Marketingexperten…

Daher ist es mir wichtig, genau zu wissen, was ich kaufe: woraus es hergestellt ist, wo es herkommt, wer es gemacht hat, worin es verpackt ist uns was aus den Dingen wird, wenn ich sie nicht mehr nutze.

Das Wort „Produkt“ bringt mich regelmäßig auf die Palme. Es geht vielerorts nur noch um das Branding, um ein gewisses Logo, gar nicht mehr um das Stillen von Grundbedürfnissen, erst recht nicht um Nachhaltigkeit oder reine Zweckerfüllung.

Ich liebe Schönes: die Natur, oder ein Glas Rotwein mit Freunden, Familienfeiern. Bequeme Schuhe, bunte Kleidung, lange Vollbäder, gute Musik und gutes Essen. Aber bitte ohne irgendwelche Logos, die mir suggerieren, in welche Schublade ich zu gehören habe.

Wenn ich mich für eine Sache entscheide, dann wegen des Inhalts. Das Angebot ist immens, die Produktversprechen ungeheuerlich, der Nutzen von so vielem ungeklärt. Die Werbung gaukelt einem das herrliche Leben im Konsumtempel vor, doch die Realität sieht anders aus.

Daher bin ich dazu übergegangen, immer mehr selber zu machen, möglichst mit einfachen Mitteln. Ich will genau wissen, was ich mir aufs Brot schmiere, wer meine Klamotten näht, was in meinem Badschrank steht, wo das Holz meiner Möbel herstammt, womit ich meine Wohnung putze, was in meinen Medikamenten ist, und da liegt es nahe, Alternativen zu suchen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Und immer wieder die Frage: brauche ich das überhaupt?

Natürlich kaufe ich auch – vieles Second Hand, manches neu, dafür sinnvoll produziert und langlebig. Manchmal fehlt es auch an vernünftigen Alternativen, oder ich kaufe doch mal was ausser der Reihe – nobody’s perfect.

Bei herkömmlichen „Produkten“ fehlt mir flächendeckend die Transparenz. Der Verbraucherschutz leistet leider nicht, was ich mir wünschen würde. Ausserdem muss meiner Meinung nach der Ausbeutung von Mensch und Natur zwecks möglichst billigen Produkten in möglichst gigantischen Auflagen und dem Konsumterror im Allgemeinen dringend ein Riegel vorgeschoben werden.