Seit April 2013 betreibe ich nun diesen Blog, schon über ein Jahr lebe ich also „langsamer“. Was zuvor wie ein riesengroßes, unerreichbares Ziel erschien, ist mittlerweile nicht nur alltagstauglich, sondern enorm entlastend geworden. Zeit für ein kleines Fazit…
Zu Beginn war alles ein großes Abenteuer. Heute ist das alles schon normal. Als wir die ersten Buchenholzzahnbürsten mit Schweineborsten in der Hand hielten, war das befremdlich und neu. Mittlerweile ekelt sich sogar mein Mann vor Zahnbürsten aus Plastik.
Wir sparen jetzt enorm viel Geld. Wenn ich etwa überlege, dass wir früher für eine Tube Wundschutzcreme 5 Euro bezahlt haben, wird mir ganz anders. Gekauft werden jetzt nur Lebensmittel und wenige andere Dinge.
Wir haben erheblich weniger Abfall. 2 kleine Eimer stehen auf der Küchenzeile, einer für Kompost, einer für Recyclingabfälle. Restmüll haben wir gar nicht mehr. Der Komposteimer ist alle 2 Tage, der für gelben Sack nur 1 Mal die Woche voll (das können wir noch optimieren!). Papier sammeln wir natürlich auch getrennt.
Geruchssinn und Geschmackssinn sind feiner geworden. Das ist ein sehr großer Unterschied zu vorher: Riechen und Schmecken sind viel intensivere Sinneseindrücke geworden. Keine künstlichen Duftstoffe oder Geschmacksverstärker mehr, um die Sinne zu umnebeln!
Wir sparen enorm viel Zeit. Kein langes Produktvergleichen oder Anstehen an der Kasse mehr. Beim Bauern bekommen wir frisches, regionales Obst und Gemüse, beim Fleischer Eier von glücklichen Hühnern; da stehen wir in Drogerien, Kaufhäusern und Lebensmittelgeschäften häufig mit nur zwei oder drei Dingen im Korb da.
Wir bekommen mehr Besuch. Wandern und Wildkräuter sammeln, gemeinsam Seife sieden, Schokolade selber machen oder ein Spieleabend auf der mit Kräutern bewucherten Terrasse machen Spaß, sparen Geld und schweißen zusammen.
Wir haben viel gelernt. Naturkosmetik selber machen. Nähen. Stricken. Häkeln. Sticken. Reiniger herstellen. Seife sieden. Möbel bauen. Das ist inzwischen schon soetwas wie Lesen: das macht man zwischendurch wenn man Zeit hat, zur Entspannung.
Unsere Wohnung ist schöner geworden. Nachdem wir den ganzen Kram ausgemistet haben, schätzen wir unsere Besitztümer viel mehr; was wir haben, wird auch benutzt und hat auch seinen Platz.
Wir sind entspannter. Mehr Zeit und Geld bedeutet für uns auch die Möglichkeit, mehrere kleine Urlaube im Jahr zu machen. Es muss nicht immer so weit weg sein. Wandern, Reiterferien, aber auch Sauna-, Konzert- und Theaterbesuche genießen wir jetzt öfter.
Wir sind gesünder. Seit wir uns nicht mehr mit Chemie umgeben, zuhause alles frisch zubereiten – inklusive der Reinigungsmittel, uns viel draussen bewegen und häufiger auf Hausmittel zurückgreifen als immer gleich auf die Pharmaindustrie, sind Arztbesuche rar geworden. Auf der Arbeit habe ich seitdem keinen Tag gefehlt.
Wir haben immer etwas zu verschenken da. Seife, Likör, Badebomben, Rosenessig und co. können gut auf Vorrat gemacht werden und kommen als liebevolles, selbstgemachtes Geschenk immer gut an. Das bedeutet weniger Aufregung vor Geburtstagen, Weihnachten und anderen Feierlichkeiten.
Wir träumen vom eigenen Haus mit Grundstück. Solarzellen zum selber bauen, Regenwasser für die Toilettennutzung, Bienenhaltung, Hühnerhaltung, Biogärtnern und ökologisch sinnvolles Bauen haben wir bereits ausgiebig recherchiert. Fehlt nur noch das Eigenkapital.
Viele Menschen gehen mit. Es ist toll zu lesen, wer sich alles mit uns auf diesen Weg begibt und sich mit mir an den einfachen Lösungen des Lebens freut. Danke dafür!
Es bleibt viel zu tun. Kaum ist eine Baustelle fertig, kommt eine andere dazu. Das nennt sich Leben, und es macht ehrgeizig. Was kommt wohl als Nächstes? Spannend. Manchmal auch frustrierend. Neben meinem Job auch nicht immer so schnell realisierbar, da greife ich schonmal auf Kompromisse zurück. Wie Dosenkatzenfutter.
Nobody’s perfect. Wir sind auch nur Menschen. Menschen, die versuchen, undogmatisch und mit Freuden einen gewissen Lebensstil zu verfolgen. Da dürfen wir auch mal Ausnahmen machen.
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